Montag, 27. August 2007

Alter schützt vor Gesundheit nicht; oder: Wie Innovation Arbeit erzeugt.

von Kazue Haga und Jochen Röpke

Es ist leicht zu sterben, aber schwer zu leben.

Japanisches Sprichwort.

Eine Untersuchung von Kenneth Manton zeigt uns bemerkenswerte Zusammenhänge zwischen Gesundheit, Alter und Innovation (1, 2 ). Sie stützen Ergebnisse, die wir in einem früheren Mafexblog skizzierten (3). Kenneth Manton ist ein statistisch-mathematisch orientierter Demograph. Er hatte über viel Jahre empirische Erkenntnisse zum Zusammenhang von Alter, Gesundheit und Arbeitsfähigkeit wissenschaftlich erarbeitet, welche die herrschende Sichtweise auf den Kopf zu stellen scheinen und daher in der wissenschaftlichen Gemeinschaft auf Ungläubigkeit stießen. James Vaupel (Max Planck Institut für Demographie in Rostock) denkt in eine ähnliche Richtung und hat früher mit Manton zusammen veröffentlicht. Soweit wir sehen, werden die Erkenntnis dieser Forscher bis heute noch nicht wirklich ernst genommen und nur marginal in der Gesundheits-, Arbeitsmarkt- und Innovationspolitik reflektiert.

Die herrschende Sichtweise unter Demographen und Gesundheitsökonomen: Wirst du alt, leidest du immer mehr an immer mehr Gebrechen, dein Gehirn rostet, deine Arbeitsfähigkeit sinkt und an den chronischen Krankheiten des Alterns kann die Medizin bislang ohnehin wenig ausrichten. Manton zeigt nun an Hand von amerikanischen Daten, daß die chronische „disability“ von über 65-Jährigen zurückgeht und zudem in einem graduell zunehmenden Umfang. Der Rückgang hat sich von 0.6 Prozent im Jahr 1982 auf 2.2 Prozent in den Jahren 1999-2004 beschleunigt. „We found a significant rate of decline in the prevalence of chronic disability that accelerated from 1982 to 2004“(2). Noch bemerkenswerter: bei Menschen über 85 war der Rückgang noch höher.

Anstelle von einer zunehmend älter werdenden Bevölkerung von debilen, chronisch Kranken und arbeitsunfähigen Alten, mit entsprechender Belastung der sozialstaatlichen Kassen, nimmt der Anteil aufgeweckter, arbeitsfähiger, kreativer Menschen in der Gruppe der über 65-Jährigen zu, nicht nur absolut, sondern anteilsmäßig. Es geht hier nicht um das übliche, politisch korrekte Gerede über „Senioren“ (und ihre Wählerstimmen) und wie wir an ihre Kaufkraft kommen (4); vielmehr um empirisch belegte Zusammenhänge, welche alten Menschen eine wirtschaftliche Funktion jenseits von Konsum von privaten und öffentlichen Gütern bis in Altersregionen hinein eröffnen, die bislang für unternehmerisches Tun in seiner ganzen funktionalen Vielfalt verschlossen schienen: Gesunde alte Menschen als Treiber wirtschaftlicher Dynamik.

Wir haben Ähnliches am Beispiel Japans aufzeigen können (5). Japan ist die älteste Gesellschaft auf der Erde. Sie erlaubt also, die Überlegungen von Manton zu überprüfen. Was Manton nicht im Blickfeld hatte, aber seine Überlegungen untermauert, ist der zunehmende Anteil alter Menschen bei der Gründung von Unternehmen (in Japan). Nach der herkömmlichen Logik betrachtet ist dies theoretisch und empirisch zumindest nicht plausibel, und wird daher auch in jüngeren Studien zum Zusammenhang zwischen demographischem Wandel und Wirtschaft wenig beachtet: Alte Menschen als Pioniere der Gründungsdynamik.(3)

Manton und Kollegen belegen mit ihren Daten: die Gesundheit steigt mit der Lebensspanne bzw. die „chronic disability“ sinkt, d.h. älter werdende Menschen, nicht alle, aber eine große Gruppe von ihnen, leben zunehmend gesünder. Die wesentliche Quelle dieses Fortschritts sind für Manton u.a. medizinische Innovationen. Da die Menschen, innovationsbedingt, länger physisch und mental gesünder leben, und wenig spricht dagegen, daß dieser Trend nicht anhalten könnte, steigen auch die wirtschaftlichen Wohlfahrtsgewinne und die Sorgen über die finanziellen Belastungen in einer alternden Gesellschaften könnten sich als zunehmend weniger begründet herausstellen.

Theoretisch behaupten wir eine positive Rückkopplung zwischen medizinischer Innovation (nennen wir sie im Hinblick auf die Zukunft: integrale NBIC-Innovation, Nano, Bio, Info, Cogno) und zunehmender Altersgesundheit bzw. Ausweitung der gesunden Lebensspanne bei immer mehr Menschen. Innovation fördert Gesundheit und Gesundheit erlaubt die Ausweitung der zeitlichen Spanne und der Menge unternehmerischer Tätigkeit (inklusive Innovation).

Der Kern des Arguments von Manton: Damit dieser historische Trend in die Zukunft weiter läuft, sind ansteigende Investitionen in die medizinische Forschung notwendig. Die Autoren quantifizieren ihre Überlegungen: Wenn nur 30 Prozent der alten Menschen mit guter Gesundheit sich dafür entscheiden, länger zu arbeiten (in Japan tun sie dies bereits), sind die daraus folgenden wirtschaftlichen Vorteile groß genug, um eine Verdoppelung der Investitionen in biomedizinische Forschung während der kommenden fünf Jahre und eine Vervierfachung über eine längere Zeitspanne zu rechtfertigen.

Die amerikanischen Forscher unterstellen dabei, mit gewissem Recht, für die USA: durch Forschung gewonnenes neues Wissen versickert nicht im Wissenschaftssystem, sondern wird von Unternehmen, viele davon neu gegründeten, in medizinische Innovation umgesetzt. Der Knowing-doing-gap bleibt mit anderen Worten bescheiden. Für die EU-Länder können wir diese Annahme nicht machen. Mehr Forschung heißt hier nicht auch mehr Innovation. Die Kopplung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist ausgedünnt.

Ein weiterer Punkt ist zu bedenken, falls man sich Gedanken macht, wie umfassend der geschilderte Trend für eine gesamte Gesellschaft gültig ist. Für viele Länder – USA, Europa, China – zeigt sich eine Abnahme des Gesundheitsbewußtseins: Vom Kindergarten bis zur letzten Ölung. In Ländern der sog. Dritten Welt ist Gesundheitsbewußtsein bis heute ein Fremdwort. Ein guter Indikator dafür ist die Gewichtszunahme.(6,7). Entwicklungsländer importieren die chronischen Krankheiten der reichen Länder. Wie? Demographisch: Die Menschen dort leben länger, haben also mehr Zeit, Krankheiten einzufangen. Evolutionsökonomisch: Ihr unterentwickeltes Gesundheitsbewusstsein läßt sie ungesunde Lebensstile ( „rich world maladies“ ) aus den reichen Ländern nachahmen. Ein Paradox der Entwicklungshilfe: Durch Bekämpfung von Infektionskrankheiten, Schwerpunkt der öffentlichen und privaten (Gates Stiftung) Bemühungen leben Menschen in der Dritten Welt länger – nur um Opfer ungesunder Lebensstile zu werden. Die Bekämpfung chronischer Krankheiten spielt zudem bei Entwicklungshilfe eine untergeordnete Rolle. Dazu kommt – der World Trade Organization sei gedankt - der freie Import von Killerfood.

Wir vermuten daher, daß die von Manton et al. vorgestellten Ergebnisse für jenen Teil der Gesellschaft gelten, der einigermaßen gesund lebt und im Alter gesund bleiben will, der also, wie wir sagen, selbstevolutiv tätig ist. Dies spricht nicht gegen Investitionen in Forschung, Entwicklung und Innovation. Dies ist eine notwendige Bedingung. Sie ist aber nicht hinreichend, falls nicht mehr Menschen ihre Lebensgewohnheiten ändern. Was zu tun ist, weiß hierzulande nahezu jedermann (In Entwicklungsländern herrscht Unwissen bis in höchste Kreise der politischen Klassen): Das Wissen bleibt ungenutzt. Wenn diese Lücke zwischen Wissen und Tun sich ausweitet oder nur stabilisiert, spaltet sich die Gesellschaft: die Frühsterber oder Längerleber mit prekärer Gesundheit, die aus physischen und mentalen Gründen auch nicht länger arbeiten können und jener Teil relativ gesundheitsbewußter Menschen, die lange gesund leben wollen, einiges dafür tun, Vermögen akkumulieren (Die Abgeltungssteuer kommt gerade richtig!) und zusätzlich noch in den Genuß medizinischer Innovation kommen, die sie allerdings, volkswirtschaftlich betrachtet, selbst hervorgebracht haben bzw. miterzeugen (durch Mehrarbeit, unternehmerisches Tätigsein). Ihr länger-gesundes Arbeitsleben schafft die finanzielle Basis für medizinische Forschung und Innovation, und diese erzeugt weitere Möglichkeiten, um eine gesunde Lebensspanne weiter auszuweiten. Auf Deutsch sagt man dazu: Zweiklassenmedizin. Wer sie nicht (zulassen) will, übt sich in der Abtreibung einer innovationsgetriebenen Gesundheitswelle (Kondratieff 6ff.).

(1) Kenneth G. Manton und andere, Labor force participation and human capital increase in an aging population and implication for U.S. research investment, Proceedings of the National Academy of Science of the United States of America, vol. 104, no. 26, 15. Juni 2007, S. 10802-10807.

(2) Kenneth G. Manton, XiLiang Gu & Vicki L. Lamb, Change in chronic disability from 1982 to 2004/2005 as measured by long-term changes in function and health in the U.S. elderly population, Proceedings of the National Academy of Science of the United States of America, vol. 103, no. 48, 28. November 2006, S. 18374-18379.

(3) Medizinische Innovationen verlängern das Leben, Mafexblog, 14. 8. 2008.

(4) Roland Berger Strategy Consultants (2007a): Den demografischen Wandel erfolgreich bewältigen.

Roland Berger Strategy Consultants (2007b): Wirtschaftsmotor Alter.

(5) Kazue Haga, & Jochen Röpke, , Gründungsdynamik in alternden Gesellschaften: Hinweise aus Japan, Mafex working papers 06/2007.

(6) The Economist, The maladies of affluence, , 9. August 2007.

(7) The Economist, Fat and getting fatter, 23. August 2007 .

27.8.07 15:41 (Übernommen am 25.11.2007)

Mittwoch, 22. August 2007

Warum Preise steigen und fallen?

Goldman Sachs Impact on Energy

von Haka Hori

In Frankreich läuft die gegenwärtig dominierende Form des Finanzkapitalismus unter dem Namen „Neo-Kapitalismus“(1), oft auch anglo-sächsischer Kapitalismus genannt, ein Ableger ist der „Heuschrecken“-Kapitalismus. Das folgende ist ein Einblick in seinen Wirkungsmechanismus.

Der nachfolgende Artikel ist wörtlich dem Yahoo Finance Message Board, Aktie HTE, vom 21. August 2007, entnommen. (2)

Keine Kommentare von unserer Seite. Die Quelle – ein Artikel von William King – ist fast ein Jahr alt. Kommentare und Links aus dem Original. Die Überlegungen beziehen sich auf die gegenwärtige Finanzmarktkrise, ausgelöst durch den Zusammenbruch der Spekulationswelle im amerikanischen Immobiliensektor. Die Krise zwingt Investoren und Spekulanten zur Liquiditätsbeschaffung, damit zu Verkäufen auf den Vermögensmärkten aller Kategorien. Die Arbitragetransaktionen – wir berichten in einem späteren Beitrag darüber – greifen auch in die Realökonomie ein. Das Entdeckungsverfahren des Marktes (F. A. von Hayek) läßt sich nur ganz abstrakt als den Regeln von Angebot und Nachfrage folgend betrachten. Ob man das Nachfolgende als „Manipulation“ des reinen Marktes betrachtet oder nicht, ist Nebensache. Hauptsache ist: es ist die Norm. Die Preise, an die sich Marktteilnehmer anpassen, sind immer „schmutzige“, denn andere gibt es nicht.

Wir veröffentlichen diesen Beitrag, weil er deutlich macht, warum bestimmte Markttransaktionen, welche Mafexautoren als „Arbitrage“ bezeichnen, oftmals wenig oder nichts oder eher negative Auswirkungen auf die Wertschöpfung einer Volkswirtschaft haben.

Zur Information unserer Leser: der US-amerikanische Finanzminister Henry Paulsen war vor seiner Berufung in das Kabinett von George W. Bush Chef der Investment-Bank Goldman Sachs, um die es im Beitrag geht.

Goldman Sachs in 2006 changed the weighting of their commodity index which had a strong influence on the cost of energy as well as for other reasons. There is precedence for GS to manipulate commodities, which I also believe is taking place currently. As always, such info comes after the fact. From The King Report By William J. King Friday, September 22, 2006 In yesterday's Wall Street Journal, Section C, there is a very interesting item in the article headlined "Some Investors Lose Their Zest For Commodities." The article notes that over that past few months, commodity funds have been liquidating commodity holdings. But here's the stunner: "Consider the Goldman Sachs commodity index, one of the most popular vehicles for betting on raw materials. In July, Goldman Sachs tweaked the index's content by cutting its exposure to gasoline. Investors tracking the index had to adjust their portfolios accordingly -- which sent gasoline futures prices tumbling." Prior to Goldman's revision of the Goldman Sachs Commodity Index in July, unleaded gas accounted for 8.45% (dollar weighting) of the GSCI. http://chinese-school.netfirms.com/Abacus-commodity-index-Goldman-Sachs.html Now unleaded gas is only 2.30%. http://www2.goldmansachs.com/gsci/#economic This means that commodity funds had to sell 73% of their gasoline futures to conform to the reformulated GSCI. But it wasn't only commodity funds that were forced to sell. Goldman's decision to lower the weighting of unleaded gasoline in its commodity index and NOT to roll any portion of the GSCI attributable to New York Harbor unleaded gasoline created problems for arbitrageurs and commercial traders as well. Here is the Goldman press release: "On July 12, 2006 Goldman, Sachs & Co. announced that, for the roll occurring in September 2006 (the September Roll) in relation to the Goldman Sachs Commodity Index (GSCI) futures contract expiring in October 2006, it would roll the existing portion of the GSCI that is attributable to the Reformulated Gasoline Blendstock for Oxygen Blending (RB) futures contract on the New York Mercantile Exchange but would not roll any portion of the GSCI that is attributable to the New York Harbor Unleaded Gasoline contract (HU) contract into the RB contract." http://www2.goldmansachs.com/gsci/articles/gsci_060816194642.html

Goldman's changes probably induced arbs, commercial hedgers, and other traders to sell September and October unleaded gasoline future contracts to avoid possible (settlement, delivery, etc.) problems. September futures expired in August; October contracts expire September 29. So unleaded gasoline prices collapsed in August and September.

(1) Nicolas Domenach, Les hare krishna de la pensée unique nous fatiguent, Marianne, Nr. 538, 11. August, S. 5.

(2) Yahoo Messages

Theoretische Grundlagen:

(a) Joseph Schumpeters Innovationslogik und seine Unterscheidung zwischen primärem Aufschwung/Depression und sekundärem, durch Arbitrage/Spekulation getriebenem Aufschwung/Depression (siehe, Schumpeter, Konjunkturzyklen, 1962).

(b) Die Theorie unternehmerischer Funktionstiefe und Arbitrageskepsis von Jochen Röpke (Strategie der Innovation, 1977; Der lernende Unternehmer, 2002; Röpke & Ying Xia, Reisen in die Zukunft kapitalistischer Systeme, Publikationen Mafex Band 10/ 2007).

c) Theorie des Finanzunternehmertums von Cord Siemon, Unternehmertum in der Finanzwirtschaft, Publikationen Mafex Band 7/2006.

22.8.07 08:48 (Übernommen am 25.11.2007)

Dienstag, 14. August 2007

Medizinische Innovationen verlängern das Leben

von Jochen Röpke Zwischen den Ausgaben für Gesundheit (privat, staatlich) und der Lebenserwartung besteht ein starker Zusammenhang. Wie er sich erklären lässt, ist offen. Der amerikanische Ökonom Frank Lichtenberg ist für die USA dieser Frage nachgegangen Er hat zu diesem Zweck die Lebenserwartung in den amerikanischen Bundesstaaten mit einer Zeitkomponente in Zusammenhang gebracht: Wie lange dauert es, bis von der Zulassungsbehörde FDA (Federal Drug Administration) genehmigte neue Arzneimittel und Behandlungsmethoden in den einzelnen Bundessstaaten für Patienten zur Verfügung standen (In den USA haben die Bundesstaaten einen Einfluss auf die Verfügbarkeit von Medikamenten: sie werden von der Bundesbehörde genehmigt und von den einzelnen Ländern zugelassen). Zur Überraschung von Lichtenberg (nicht unserer) entdeckte er einen direkten Zusammenhang zwischen Verfügbarkeit und Lebenserwartung: Je zeitiger ein neues Medikament verfügbar ist, desto länger leben die Menschen im Durchschnitt (1,2,3). Eigentlich plausibel, wenn man die Sache innovationslogisch betrachtet. Die Kritiker an den Pharmaunternehmen haben 1001 Gegenargumente. Viele mendeln sich wechselseitig aus – wie medizinaler Schrott mit FDA-Siegel. Historisch betrachtet sind sie belanglos. Man gehe ins 17. und 18. Jahrhundert zurück, als die industriell-medizinische Revolution gerade erst anlief, unterwerfe die Menschen dem medizinischen Reparaturregime der damaligen Zeit, und beobachte, wie lange sie leben. Fazit: Auch die Elite der politischen, religiösen und wirtschaftlichen Klasse jener innovationsarmen Zeit bringt es bei weitem nicht auf die Lebenserwartung eines zeitgenössischen Prekariatsmenschen. Welche medizinische Innovation tragfähig ist, weiß niemand zur Genüge. Was wir wissen ist: Qualität setzt sich durch. Wenn wir die Verfügbarkeit neuer Methoden verringern, selektieren wir auch jene Innovationen aus, die einen wirklichen medizinischen Fortschritt, eine echte Innovationsleistung, ausdrücken. Lichtenberg findet: „Inkrementelle medizinische Innovationen, insbesondere der Gebrauch von jüngeren Arzneimitteln, haben eine beträchtliche Rolle bei der Steigerung der amerikanischen Lebensverlängerung gespielt.“ Lichtenberg untersucht verschiedene Einflussfaktoren: Innovation; Verhaltensrisiken (Übergewicht, Rauchen, Aids); andere Variable (Erziehung, Einkommen, Zugang zu Krankenversicherung). Offensichtlich steigt die Lebenserwartung in Staaten mit höherer Aidsinzidenz, höherem Übergewicht und mehr Rauchen. Weniger Aids und Rauchen sind für sechs bzw. drei Prozent der Lebenserwartung verantwortlich. Fast Zweidrittel (63 Prozent) der Verlängerung der Lebenserwartung im Untersuchungszeitraum (1991-2004) lässt sich der Verwendung neuerer Arzneimittel zuschreiben (Lichtenberg spricht von einem „potentiellen Anstieg“ der Lebenserwartung: jener Anstieg, der sich eingestellt hätte, wenn Fettleibigkeit/Übergewicht, Einkommen und andere Faktoren sich nicht verändert hätten). 28 Prozent des Anstiegs der Lebenserwartung bleiben unerklärt. Für jedes Jahr einer rascheren Verfügbarkeit von medizinischen Innovationen steigt die Lebenserwartung um zwei Monate. Je jünger das Durchschnittsalter von neuen Arzneimitteln, desto größer ist die Erhöhung der Lebenserwartung. Was solches für die Verwendung sog. generischer Arzneimittel bedeutet bzw. dem Hinausschieben der Verschreibung neuer Arzneimittel, überlassen wir der Meinung des Lesers. Unsere Schlussfolgerungen: 1. Wer das Leben verlängern bzw. die Leberwartung erhöhen will, setzt auf medizinische Innovation. 2. Sie/Er müsste des Weiteren die Lücke zwischen Wissen und Tun klein halten (Lichtenberg nennt es einen „increase gap“: die Lücke zwischen Staaten, welche Neuerungen zügig übernehmen, und jenen, die nachhinken), also die Umsetzung neuen Wissens fördern. 3. Er müsste neue Unternehmen unterstützen bzw. ihnen keine Steine in den Weg legen, denn es sind neue Unternehmen (start ups), welche die wirklich innovativen Arzneimittel und Behandlungsmethoden entwickeln; bestehende Unternehmen versuchen sich eher in der Modifikation bereits eingeführter Produkte oder in marginalen Neuerungen und/oder kaufen sich in Innovatoren ein. 4. Eine Hochrechnung der Zukunft (50 Jahre plus): Gentherapie, Stammzellen und Nanomedizin stoppen eines Tages den Alterungsprozess weitgehend oder kehren ihn sogar um. Ave Schumpeter, die Unsterblichen grüßen Dich. (1) Frank Lichtenberg, Why has longevity increased more in some states than in others? The role of medical innovations and other factors, Manhattan Institute of Policy Research, 4. Juli 2007 (2) Lichtenberg, Yes, new drugs save lives, Washingtonpost.com 11. Juli 2007 (3) Future Pundit, 21. Juli
14.8.07 12:36 (Übernommen am 25.11.2007)