Montag, 24. November 2008

Schumpeter Business School of Business and Economics – Marketing-Gag oder richtungsweisende Wirtschaftswissenschaft?

(Cord Siemon, 21.11.2008)

Seit dem Bologna-Prozess ist Bewegung in die Hochschullandschaft gekommen. Durch die Einführung national und international vergleichbarer Bachelor- und Master-Abschlüsse rücken Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien enger zusammen. Vor diesem Hintergrund werden marketingtechnische Aspekte zur strategischen Positionierung beim Buhlen um Studierende zunehmend bedeutsamer. Alleinstellungsmerkmal – Das Zauberwort in der BWL, vom Volkswirt auch gern im Zusammenhang mit dem Begriff des „komparativen Vorteils“ verwendet. Eine besonders bemerkenswerte Veränderung hat der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Bergischen Universität Wuppertal vorgenommen: Zum Wintersemester 2008/09 erhält der Fachbereich den Namenszusatz „Schumpeter School of Business and Economics“ und verschreibt sich damit einer inhaltlichen Programmatik, die am bedeutenden österreichischen Nationalökonomen Joseph A. Schumpeter anlehnt [1]. Jener war bekannt für seine umfassende Betrachtungsweise wirtschaftlicher Entwicklungsvorgänge in kapitalistischen Systemen und kaum ein Student der Wirtschaftswissenschaft kommt bei der Beschäftigung mit den Themen „Innovation“ und „Existenzgründung“ umhin, sich mit Schumpeter mehr oder weniger intensiv zu beschäftigen. Im Zuge des zunehmenden Formalismus werden diese Themen in der Volkswirtschaftslehre mittlerweile jedoch fast nur noch gestreift, wenn nicht gar von vielen Fachbereichen gänzlich ausgeblendet. Im Sog dieses Mainstreams gewinnt man manchmal den Eindruck, dass Schumpeters außergewöhnliches Leben mehr Beachtung findet, als seine sozioökonomisch ausgerichteten Theorien [2].

An einigen wenigen Fakultäten ist seit einigen Jahren jedoch auch eine gewisse Rückbesinnung auf schumpetersche Themen (u.a. auch in betriebswirtschaftlichen Kontext) zu konstatieren, insbesondere wenn es darum geht, Studierende an den Universitäten für unternehmerische Belange zu sensibilisieren. War bspw. das Modell „Mafex“ 1998 noch ein einsamer Rufer im Wind, sprießen mittlerweile an vielen Hochschulen Lehrstühle empor, welche sich den Themen „Entrepreneurship“ und/oder „Innovationsmanagement“ verschrieben haben und sich dabei mehr oder weniger explizit auf Schumpeter beziehen. Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der bergischen Universität Wuppertal gehört zu jenen Hochschulen, die sich mit diesem Anliegen seit einigen Jahren in der Theorie und Praxis verdient gemacht haben. Vor diesem Hintergrund ist die Namensgebung ein kluger Schachzug, um diese Verdienste werbewirksam mit dem Schumpeter-Etikett nach außen zu tragen. So heißt es in der Zielsetzung des Fachbereichs: „Dies greift unsere Erfolge der vergangenen Jahre auf und führt sie konsequent weiter. So wurde die Bergische Universität Wuppertal mehrfach als beste deutsche Universität im Bereich Entrepreneurship und Unternehmensgründung ausgezeichnet. Die Ausrichtung auf die Themen Innovation und unternehmerische Dynamik werden künftig noch stärker unser Alleinstellungsmerkmal in Forschung und Lehre sein.“ [3]

Dass für die von Schumpeter stets favorisierte soziökonomische Betrachtungsweise von Entwicklungs- und Evolutionsprozessen eine interdisziplinäre Ausrichtung erforderlich ist, versteht sich von selbst, da Schumpeter selbst oftmals Stellung zu politischen und soziologischen Fragestellungen bezogen hat und dies in seine Arbeiten auch hat einfließen lassen. Dies schreibt sich auch die Schumpeter School der Bergischen Universität auf die Fahne: „Die Einheit von Betriebs- und Volkswirtschaftslehre rückt wieder in Forschung und Lehre in den Mittelpunkt und bietet zahlreiche Anschlüsse an benachbarte Disziplinen. Ganz ähnlich ist auch das Werk Schumpeters durch ein Höchstmaß an Interdisziplinarität geprägt; er machte auch nicht Halt vor einer Anwendung seiner innovationsökonomischen Überlegungen auf soziologische oder politikwissenschaftliche Fragestellungen.“ [4] Natürlich gibt es in Deutschland mittlerweile zahlreiche Entrepreneurship-Lehrstühle [5]. Dass sich in Deutschland ein ganzer Fachbereich mit seiner Namensgebung zum Wirken Schumpeters bekennt, ist jedoch neu. Das Lehrangebot und die theoretischen Arbeiten von Prof. T.L. Koch (Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaft, insbes. Unternehmensgründung und Wirtschaftsentwicklung), Prof. U. Braukmann (Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik, Gründungspädagogik, Gründungsdidaktik) und Prof. Welfens (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insb. Makroökonomische Theorie und Politik und 2007 als erster Deutscher mit dem Kondratieff-Preis von der Russischen Akademie für Wissenschaften) sind Repräsentanten für die Authentizität einer Schumpeter School. Ein Blick in das Curriculum und in die inhaltliche Ausrichtung der Forschungsarbeiten offenbart, dass es sich bei der Namensgebung nicht nur um einen Marketing-Gag bzw. einen Etikettenschwindel handelt, sondern um eine begrüßenswerte Programmatik, welche einen nachahmungswürdige Alternative zu den Studienprogrammen darstellt, welche überwiegend durch einen neoklassisch-orthodoxen Blickwinkel und eine anti-unternehmerische (i.S.v. Schumpeter) Betriebswirtschaftslehre geprägt sind und wenig Raum lassen, um aktuelle Wirtschaftsprobleme theoretisch und praktisch zu greifen.

Die schumpeterschen Themen bieten in der Tat eine theoretische Alternative bei der Interpretation von Entwicklungs- und Wachstumsphänomen, die sogar die Integration der orthodoxen, neoklassischen Theorie – in Maßen – zulässt und zugleich zahlreiche praktische Hinweise für Probleme (pardon: Herausforderungen) liefert, welche (in der Logik Schumpeters) die nächste große Entwicklungswelle nach sich zieht. Die orthodoxe Theorie kann diese Sichtweise im Grunde gar nicht greifen – ein theoretisches Rauschen, allenfalls im Rahmen von Wachstumsmodellen (Endogene Wachstumstheorie) von gewissem didaktischen Wert. In der neoklassischen Welt herrscht Mengenanpasserverhalten, d.h. unternehmerische Routine im Gleichgewicht. Gleichgewichtszerstörende Kräfte werden als exogene Schocks interpretiert, so auch die schöpferische Zerstörungskraft des schumpeterschen Unternehmer. In der entwicklungs- und evolutionsökonomischen Theorie sind diese Aspekte im Rahmen einer funktionalistischen Betrachtungsweise thematisiert und erweitert worden. Während bspw. der Arbitrageur – theoretisch ein Abkömmling der österreichischen Schule – dafür sorgt, die vom Innovator aufgebrochenen Gleichgewichtszustände durch unternehmerische Findigkeit im Ungleichgewicht wieder herzustellen, ist der evolutorische Unternehmer für die Entfaltung neuer Fähigkeiten – „Vielfalt“ oder „Eigenkomplexität“ in der Sprache der Systemtheorie – verantwortlich, welche routine-, arbitrage- oder (entwicklungsökonomisch besonders relevant) innovationsmäßig angewandt werden [6]. Problematisch ist vor dem Hintergrund dieser schumpeterschen Brille das Faktum, dass die Neigung zur Selbständigkeit der potenziellen Entwicklungsträger– gerade in den Naturwissenschaften – tendenziell ab nimmt [7]. Unternehmertum i.S.v. Schumpeter wird insbesondere an den Universitäten (für Nicht-Ökonomen) vor dem Hintergrund der Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten von großer Bedeutung. Radikale Veränderungen (sog. „Basisinnovationen“) lösen langfristige Entwicklungswellen aus – ca. 50 Jahre nach Schumpeter und Kondratieff – und sind zunehmend durch akademisches Wissen fundiert. Vor diesem Hintergrund wird seit geraumer Zeit eine engere Koppelung von Wirtschaft, Wissenschaft und Wirtschaft postuliert (sog. „Triple-Helix“-Ansatz). Auch die Einräumung größerer handlungsrechtlicher Freiräume der unternehmerischen Potenziale der Forscher an Universitäten, gekoppelt mit der Errichtung universitärer Beteiligungsfonds und der unternehmerischen Ausbildung in der Pre-Seed-Phase stellen Ansatzpunkte zur Überwindung des sog. „Knowing-Doing-Gaps“ dar. Ob man auf diese Weise den nahenden 6. Kondratieff (Gesundheit, Nanotechnologie etc.) politisch „konstruieren“ (und den chinesischen Siegeszug damit aufhalten) kann, sei dahin gestellt [8].

10 Jahre Mafex: Von der Selbstevolution zur Innovation

Mafex hat sich seit der Gründung (1998) einem schumpeterschen Ansatz – in Theorie und Praxis – verschrieben und pünktlich zum 10. Geburtstag ein durch und durch schumpeterianisch getränktes Projekt auferlegt, welches an dieser Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ansetzt und vom Wirtschaftsministerium des Landes Hessen und vom Europäischen Sozialfonds für regionale Entwicklung gefördert wird. Durch die Beratung und das Coaching von angehenden akademischen Unternehmern, eine Vortragsreihe zu verschiedenen Themen aus dem Komplex „Von der Invention zur Innovation“ und die Förderung der Umsetzung angewandter Forschungserkenntnisse in die Wirtschaft in Form von intensiver Netzwerktätigkeit verfolgt Mafex einen Förderansatz, um die Lücke zwischen Wissen und Tun zu überbrücken und Gründerinnen und Gründer aus der Universität in der sehr schwierigen Pre-Seed-Phase zu unterstützen [9].

[1] Uni-Wuppertal- Schumpeter
[2] siehe Siemon, C.: Die Kraft der schöpferischen Zerstörung – Anmerkungen zum gleichnamigen Buch von Annette Schäfer, in: Wirtschaftspolitische Blätter, 2008, S. 519-526 (erscheint im 12/08).
[3]
Uni-Wuppertal - Schumpeter
[4]
Uni-Wuppertal - Schumpeter
[5]
Wisu- Entrepreneur
[6] siehe Röpke, J.: Der lernende Unternehmer, Marburg/Norderstedt, 2002.
[7] siehe dazu Kerst, Ch. und Minks, K.-H., Selbständigkeit und Unternehmensgründung von Hochschulabsolventen fünf Jahre nach dem Studium – Eine Auswertung der HIS Absolventenbefragungen 2002/2003, HIS Projektbericht, Hannover, 2005.
[8] vgl. Röpke, J.: „Gründerlehre“: Zur Produktion unternehmerischer Kompetenz.
[9]
Uni-Marburg

Mittwoch, 19. November 2008

Autoindustrie: Der Niedergang des vierten Kondratieff Jochen Röpke 17.November 2008
Die Automobilindustrie liegt danieder. Basisinnovative, energie-ökologische und konjunkturelle Faktoren wirken zusammen. Daß die Basisinnovation Automobil (4. Kondratieff) in reifen Industrieländern seit Jahren ausgereizt ist, ist eigentlich als bekannt. Die Interventionen der Autokanzler und US-Präsidenten ändern daran wenig. Die Evaluierung des Management der Konzerne und der sie Beratenden können wir dem Markt und den Kräften der schöpferischen Zerstörung überlassen. Zum Niedergang der US-Industrie möchte ich auf einen Artikel von Rick Newman erweisen: The Autos and Mentality That Ruined Detroit seekingalpha, 16. November 2008 Er zeigt für uns die bemerkenswerte Erosion der Vorstellungskraft (Visionslosigkeit) der Automanager seit den Tagen von Henry Ford.
Ford Model T
The global financial crisis is suffocating the Detroit automakers, but the problems at General Motors (GM), Ford (F), and Chrysler have been festering for years—even when the mighty "Big Three" were earning billions. Aging factories, inflexible unions, arrogant executives and shoddy quality have all damaged Detroit. Now, with panicky consumers fleeing showrooms, catastrophe looms: Without a dubious federal bailout, all three automakers face the prospect of bankruptcy. There will be plenty of business-school case studies analyzing all the automakers' wrong turns. But, as they say in the industry, it all comes down to product. So here are ten cars that help explain the demise of Detroit. Quelle: Seeking Alpha

China Launches “Mega Program” to Fund Drug Development

Publication date: Nov 9, 2008 China has instituted a mammoth new drug development program that could be worth up to $10 billion, with the goal of stimulating a first-rank, innovative drug development industry in China. The “Mega New Drug Development Program” is the first government funding program to focus solely on new drug development. Funding will be spread over a total of thirteen years with the initial 6.6 billion RMB (nearly $1 billion) going to projects that are begun from now through 2010. Chinabiotoday.

It is important to note that the Mega programs exist in addition to the National 863 and 973 Programs, as well as the $584 billion stimulus program China announced this week to address the current slowdown. The stimulus program could also have a sizable effect on China biopharma, but at this point, it is not clear how much of the $584 billion of stimulus will find its way to the drug sector. Seeking Alpha, China Biotech in Review: Earnings Week, 17. November 2008.

Zum chinesischen Wachstumsprogramm von $ 584 Mrd. siehe: Mafexpundit, „Depression“ vom 17. November.
Depression 2008ff.?

Jochen Röpke
17. November 2008
Update 4.12. 2008

Nach dem Zugriff der „Finanzkrise“ auf die „Realwirtschaft“ schnürt die Politik Konjunkturpakete. Wenn wir uns auf das deutsche beschränken: für die Konjunktur ein reines Laissez faire, laissez aller, die Welt läuft auch ohne uns. Die Regierung legt ein Maßnahmebündel vor, welches den Staat 12 Mrd. Euro kostet und 50 Mrd. Euro an neuen Investitionen schaffen soll. Ein Multiplikator von vier ! Das hat selbst Keynes nicht für möglich gehalten. Für die Lobby (Automobil, Handwerk) ein Achtungserfolg. „20 mal mehr“ hätte der Staat in die Konjunktur investieren müssen, meint Wolfgang Münchau.[1] Der Sachverständigenrat hält 25 Mrd. für erforderlich. Sind Konjunkturprogramme eine anti-liberale Intervention? Man studiere die Argumente von Wilhelm Röpke, vorgetragen während der Depression vor 80 Jahren in Deutschland. Röpke floh danach - in die Türkei. Die „Kommunisten“ in China machen es besser - oder schlechter - , Kapitalisten wie sie sind. 4 Trillionen Yuan ($586 Mrd.) investiert der chinesische Staat in ein Wachstumsprogramm. Das entspricht 14 Prozent des chinesischen BSP. Die vergleichbare deutsche Summe wäre 540 Mrd. Dollar (ca. 421 Mrd. Euro) - [2] das Doppelte von Münchau.

On making distinctions


Quelle Obama, FT, 12. 11. 2008

Man mag fragen, ob China so ein Paket braucht - die Deutschen brauchen und wollen keines, sagt die Politik, warum auch, wir wachsen doch 2008 noch im positiven Bereich - und was im Paket überhaupt drinsteckt, ob es nicht mehr ist als eine Mogelpackung – die vorherrschende Unterstellung in den lamaistischen deutschen Medien. Im Oktober sind die Umsätze im chinesischen Einzelhandel noch um 20 Prozent gestiegen und die Inflation auf vier Prozent gesunken[3], für das kommende Jahr rechnet man mit drei Prozent. CPC- manipulierte Zahlen. China geht bereits voll in die Umsetzung. Europa macht sich Gedanken über den Inhalt und die deutsche Regierung setzt auf einen Multiplikator von 5 für ihr Minipaket. Die chinesische Regierung überwacht die Umsetzung rigoros, um Korruption, die sich auf drei Prozent des BSP beläuft, auszuschalten.[4] Was die kommunistischen Chinesen von den kapitalistischen Westmächten unterscheidet: Sie setzen, was die zyklische Konjunktur betrifft, nicht auf die Selbstheilungskräfte des Marktes. n Sie übernehmen Verantwortung. Die Weststaaten prügeln Markt und Managerklasse und spielen Kopf im Sand. Seit Niklas Luhmann wissen wir, wir haben mit Paradoxien zu leben: Markt verteufeln und gleichzeitig auf die Marktkräfte setzen. Seit Adam Smith ist bekannt: Ethik ist am besten bei politischen Entscheidungsträgern aufgehoben („unsichtbare Hände“). Deutsche Regierung hält sich an die Börsenweisheit: Greife niemals in ein fallendes Messer.

Quelle: FT, 12. 11. 2008


Quelle

Warum der deutsche Staat die Steuern für seine Bürger nicht senkt ist ein Allgemeinplatz des Wissens. Die Kaufkraft ist beim Staat immer besser aufgehoben. Von Ludwig Erhard bis zur Großen Koalition durften wir noch nie beobachten: Die realen Nettoverdienste fallen in jedem Jahr ihrer Existenz (2004-2009).[5] Gut für Exportweltmeisterei. Wenn das Ausland weniger kauft – die Chinesen haben das gleiche Problem - fehlt die durch Steuern extrahierte Binnennachfrage. Die Kanzlerin weigert sich standhaft, Steuern zu senken (Stand 2.12. 08). Die verfassungsgerichtlich erforderliche Berücksichtigung der Beiträge für die Gesundheitsversicherungen soll 2010 kommen. Die Kaufkraft steigernd wirkt dies frühestens 2011. Vielleicht wird es dann dennoch ein Konjunkturimpuls, falls es Wirtschaft schwerfällt, sich selbstheilend-marktfundamentalistisch in einer Depression zu kurieren. Was hindert den Staat anderes zu tun? Steuerhabgier der classe politique? „Denkt doch an die zukünftigen Generationen“. John Maynard Keynes den Pfeil des Todes ziehend: In the long run, we are all poor.[6] Die Depression kommt – wenn alles so läuft, wie die Regierung es bislang plant. Das war schon 1929 so. Roosevelt verlängert die Depression. [7] Wer spielt heute seine Rolle? Die deutsche Kanzlerin („Das ist Ihre Rezession, Frau Merkel“ [8])? Oder der neu gewählte US-Präsident
Quelle[9]

(dessen Beratungsteam nicht für wirtschaftspolitische Kompetenz sprechen soll- sagt uns ein Beobachter [10]), der jedoch ein Großpaket in Planung hat? Obamania. Randall Parker in Parapundit schreibt: Bill Clinton's former Treasury Secretary Robert Rubin helped steer Citi down a path that made this debacle.
The bank’s downfall was years in the making and involved many in its hierarchy, particularly Mr. Prince and Robert E. Rubin, an influential director and senior adviser.
Citigroup insiders and analysts say that Mr. Prince and Mr. Rubin played pivotal roles in the bank’s current woes, by drafting and blessing a strategy that involved taking greater trading risks to expand its business and reap higher profits. Mr. Prince and Mr. Rubin both declined to comment for this article.
When he was Treasury secretary during the Clinton administration, Mr. Rubin helped loosen Depression-era banking regulations that made the creation of Citigroup possible by allowing banks to expand far beyond their traditional role as lenders and permitting them to profit from a variety of financial activities. During the same period he helped beat back tighter oversight of exotic financial products, a development he had previously said he was helpless to prevent.
So Robert Rubin did a lot of the regulatory loosening that the Bush Administration is blamed for doing.
Remember how Barack Obama was supposed to be about change? Obama is appointing former proteges of Robert Rubin. Meet the new boss. Same as the old boss.
Geithner is a protege of Summers' and of former Clinton administration Treasury chief Robert E. Rubin.
Will Geithner demonstrate more sense at the Treasury than Rubin did at CitiGroup?
More fundamentally: Will the bankers and the regulators learn enough lasting lessons from this disaster to prevent it from happening again for a few decades?[11]
„Da wir jetzt ohne Steuerfrau in diese Krise rasen, ist eine Katastrophe wahrscheinlicher als eine weiche Landung. Meine Prognose von minus zwei bis minus vier Prozent liegt irgendwo zwischen den Extremen.“[12] Von Hoover nichts gelernt. Teddy R., reinkarniert mit Unterstützung seiner Heiligkeit, wartet. Es wird neue Pakete geben – too little, too late, third best. Die fiskalstaatliche Obrigkeitslogik verhindert eine Kaufkraft stützende Entlastung der „Souveräne“. Zwei Männer steuern die Republik, beide genießen das Vertrauen der managerialen Elite, die uns so reichlich an ihrem Wohlstand beteiligt. Grundsätze politischer Intelligenz sind durch Festlegung auf unhaltbare Positionen mißachtet. Baldige Steuersenkungen, wie sie auch von Merkels Schwesterpartei CSU gefordert werden, lehnt die Kanzlerin ab. Nach ihren Plänen sollen die Steuerzahler in Deutschland erst nach der kommenden Bundestagswahl entlastet werden. In normalen Zeiten wäre dies vermutlich eine Erfolg versprechende Wahlkampfstrategie: vorher den Haushaltssanierer geben und für die Zeit danach mit Geschenken winken.
[13] Merrill chief sees severe global slowdown.[14] “Right now, the US economy is contracting very rapidly. We are looking at a per­iod of global slowdown,” he told investors. “This is not like 1987 or 1998 or 2001. The contraction going on is bigger than that. We will in fact look back to the 1929 period to see the kind of slow­down we’re seeing now.”

Aldous Huxley:
Daß Menschen aus der Geschichte nicht lernen, ist die wichtigste Lektion, welche die Geschichte uns lehrt.

Schumpeter formuliert in der „Krise des Steuerstaates“, seit Alters her Pflichtlektüre für die Mandarine in den Regierungsapparaten: „…daß wenigstens für die [politischen] Schlagworte das Gesetz der freien Konkurrenz noch gilt: Dasjenige siegt, welches das billigste ist.“[15] Unsere Wirtschaftsweisen beruhigen: Eine Weltwirtschaftskrise wie in den 30-Jahren [die heute nur wenige vermuten, es geht um „Depression“, das „Great“ steht noch aus] wird es nicht geben, weil die Zentralbanken „weltweit sehr schnell mit einer koordinierten Zinssenkung reagieren“. Es ist fast Allgemeinplatz, dass die Geldpolitik in Zeiten der Liquiditätshortung wenig ausrichten kann. Fragen wir daher die SVR-Ökonomen in einem Jahr nach ihrer Meinung von heute, auch zu den Theorien, die ihnen eine solche Aussage erlauben. Seit 2007 haben Bundesbank und EZB eine Politik verfolgt, die unabhängige Beobachter als verheerend (Krisen verschärfend) einstufen,[16] die bis heute dennoch die Krückendeckung von Hardliner-Medien und der Politik genießt. Wir können aber schon heute Andersdenker wie Lukas Zeise und seine Kollegen von der FTD.de zu EZB und BB um Auskunft bitten, nur um anschließend in der Apotheke Antidepressiva erwerben zu müssen.
Was tun?
Obiges mag den Eindruck einer überkritischen Sicht gegenüber dem „Merkelismus“ machen. Jeder, auch unser Leser, konstruiert seine Welt. Niemand weiß, wie die Konjunktur läuft. Die Amerikaner wissen jetzt (Dezember 2008): Seit einem Jahr haben wir eine Rezession. 4 bis 5 Prozent kann das U$A-BSP noch sinken.[17] Man lese das Jahresgutachten des Sachverständigenrates, der EZB, der Bundesbank, usw. anno 2007. Die Prognosen der Wirtschaftsforscher. Sämtlich mit staatlichem Geld gefüttert.
(1) Das erste was zu tun wäre. Jene, die lauthals ihre Meinungen in die Welt stellen, darum bitten, doch bitte deutlich zu machen, was die theoretische Logik ihrer Meinung ist. „Das Praktischste was es gibt, ist eine gute Theorie“ (I. Kant). Das was bislang an Prognosen und Vorschlägen aufgelaufen ist, besteht nicht den Kanttest. Man kann die theoretische Denke, welche dahinter steht, nur vermuten. Das ist Mittelalter – vor Kopernikus, vor Darwin, weit vor Laozi Vor Entschlüsselung der DNA. Das Kanzleramt sieht das wohl auch so.[18] Die Kanzlerin könnte jeden bitten, der ihr mit Programmen und Vorschlägen daher kommt, seine Theorie in wenigen Worten, bildzeitungsverständlich, vorzustellen. Fünf SMS reichen aus. Jeder Innovator beherrscht dieses Metier. Gegenwärtige Praxis: halb-blindes, theoretisch unreflektiertes Jonglieren mit ex-post-Daten. Ökonomen sind grausame Reflektierer, die in selbstgebauten theoretischen Gefängnissen ihrem Handwerk nachgehen.
(2) Unsere Vermutungen zum theoretischen Hintergrund der Aufmerksamkeitsökonomen ist eine Mixtur von neoklassischer und keynesianischer Sicht. Die „Österreicher“ (Schumpeter, Hayek et al.) sind Nobodys. Die Klassiker werden täglich – auch von Neo- und Ordoliberalen - verunglimpft. Die „Österreicher“ ohnehin. Scharlatanerie.[19] „Vielfalt besitzen heißt Reichtum“ (Zhuangzi). Eine Volkswirtschaft verarmt ohne theoretische Vielfalt. Es geht dabei nicht um richtig oder falsch.
(3) yin-yang-logisch fehlt den Maßnahmen eine starke yang-Komponente: durch Steuern abgeschöpft; Exporteinbruch, Innovationsarmut; yin alleine – Ordnungspolitik usw. - bringt es nicht. Die Harmonie entscheidet über den Wohlstand.
(4)Handlungsoptionen vorbereiten. Was tun, wenn die „Krise“ Verlauf A oder B oder C nimmt? Aktives Nicht-Tun (wuwei) nannten es die Altchinesen, nicht Nichtstun. „Durch Nichthandeln handeln heißt Himmel“ (Zhuangzi). Vorbereitet sein, Handlungsalternativen gedanklich erarbeiten und ihre zügige Umsetzung durchdenken.
(5) Wir vermuten, die Zurückhaltung gegenüber Steuerentlastungen speist sich aus koalitionspolitischem Machtkalkül. Die auch ökonomisch begründbare relativ geringe Wirkkraft von Steuersenkungen zur Produktion konjunktureller Impulse (yang) ließe sich mit längerfristigen Überlegungen sogar visionären Charakters (yin; „Leitbild“) vereinbaren. Die Rückführung der Staatsverschuldung ist für eine den Bürgern akzeptable Weise nur vermittelbar, wenn sie sich nicht zu Lasten seiner verfügbaren Einkommen vollzieht. Dies ist nur in einer Gesellschaft möglich, die auf Innovation und Evolution (Fähigkeitsaufbau) setzt.
(6) Überdeutliche Signale senden, den entmündigen und freiheitsberaubenden Einfluß des Staates und damit des Kaufkraftabzugs zurückzuführen. Unternehmerischen Mut für die Zukunft schaffen, bewirkt bereits heute Neukombinationen in Geschäftsfeldern hoher Potentialität. Der Staat agiert visionslos. Seine Führer und ihre Berater scheinen ohne Vorstellungskraft. Vorstellungskraft, eingebunden in einen freiheitlichen Aktionsraum, schafft Innovation und Investition.

Unsere theoretischen Grundlagen beziehen sich auf die endogen erzeugten Wellen in kapitalistischen Systemen und auf die politische Kompetenz, komplexe Wirtschaftssysteme zum Wohle der Bürger (nicht des Staates) zu gestalten:
Jochen Röpke & Ying Xia, Reisen in die Zukunft kapitalistischer Systeme, BoD-Mafex, 2007. Joseph A. Schumpeter, Konjunkturzyklen, neue Auflage: Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008.


[1]
Wolfgang Münchau, Fiscal policy is our most potent instrument, The Financial Times, 9. November 2008. Noch härter argumentiert Lucas Zeise, Bund der Konjunkturbremser, Financial Times Deutschland, 11. November 2008
[2]
Keine Berücksichtigung unterschiedlicher Kaufkraftparitäten.
[3]
Nipa Piboontanasawat, China Retail Sales Rise 22%, Help to Counter Slowdown (Update3), Bloomberg.com, 12. November 2008.
[4]
James Peng, China imposes oversight on $ 586 billion stimulus to avoid graft, Bloomberg.com, 24. November 2008.
[5]
Sachverständigenrat, Jahresgutachten 2008. Das Jahr 2009 ist unsere Schätzung.
[6]
Lucas Zeise, Bund der Konjunkturbremser, Financial Times Deutschland, 11. November 2008.
[7]
FDR Lengthened Economic Depression By Years, Parapundit, 19.Oktober 2008; Robert Higgs, Regime uncertainty. Why the Great Depression lasted so long and why prosperity resumed after the war, The Independent Review, vol.1,Spring 1997.
[8]
Thomas Fricke, Das ist Ihre Rezession, Frau Merkel, Financial Times Deutschland, 13. November 2008.
[9]
“Product Description: Ever since Barack Obama was young, Hope has lived inside him. From the beaches of Hawaii to the streets of Chicago, from the jungles of Indonesia to the plains of Kenya, he has held on to Hope. Even as a boy, Barack knew he wasn't quite like anybody else, but through his journeys he found the ability to listen to Hope and become what he was meant to be: a bridge to bring people together. This is the moving story of an exceptional man, as told by Nikki Grimes and illustrated by Bryan Collier, both winners of the Coretta Scott King Award. Barack Obama has motivated Americans to believe with him, to believe that every one of us has the power to change ourselves and change our world.” Laßt uns beten für die Fusion von Obamaismus und Merkelismus.
[10]
Willem Buiter, No change, no hope: Obama’s Transition Economic Advisory Board, The Financial Times, 10. November.
[11]
Citigroup Government Deal Pressures Competitors, Parapundit, 28. November 2008 .
[12]
Wolfgang Münchau, Frohen Mutes in die Depression, Financial Times Deutschland, 26. November 2008.
[13]
Financial Times Deutschland, Merkel tatenlos in der Krise, 24.11. 2008.
[14]
Financial Times, 12.November 2008. Economic depression starting? Parapundit, 12. November 2008, http://www.parapundit.com/
[15]
Joseph Schumpeter, Die Krise des Steuerstaates (zuerst erschienen 1918), in: Rudolf Goldscheid & Joseph Schumpeter, Die Finanzkrise des Steuerstaates, Frankfurt am Main, Suhrkamp, 1976, S. 329.
[16]
Zu nennen das Trio Infernale der Financial Times Deutschland (Fricke, Münchau, Zeise). John N. Muellbauer, The folly of Europe’s central banks, The Financial Times, 28.Oktober 2008. Die Sherpas im Kanzleramt sind aus EZB/BB/SVR rekrutiert.
[17]

[18]
„Sie [Angela Merkel] kann sie schon nicht mehr hören, diese selbst ernannten ‚Weisen’ vom Sachverständigenrat und diese sogenannten ‚Experten’, die sich jeden Tag zu Wort melden. Jeder empfiehlt ihr mit wichtiger Miene etwas anderes, und am Ende liegen alle Prognosen weit daneben. Mittlerweile werfe man ‚dieses ganze Zeugs ungelesen in den Papierkorb’, heißt es im Kanzleramt schroff. ‚Die Unfehlbarkeitsrhetorik der Sachverständigen steht einem bis oben hin’ (Daniel Goffart, Krisen-Kanzlerin meidet Radikalkur, Handelsblatt, 27. November 2008, S. 3.)
[19]
Ein Beispiel schildert Gary North, Academia's War Against Free Market Money, 1. Dezember 2008.