Montag, 19. Januar 2009

Redundanz und der Untergang des Kapitalismus

12. Januar 2009

Kazue Haga & Jochen Röpke

Redundanz ist kommunikativ negativ belegt.[1] Es meint Überflüssiges, Verzichtbares, Nichtbenötigtes, Redundantes eben. Was redundant ist, müssen wir wegmachen, wegkoordinieren, verzichtbar machen. Es verschwendet nur Ressourcen, steht dem Optimieren im Wege, ist mit dem Optimum unvereinbar, ist irrational. Die EU ist unser aller Segen, weil sie dieses leistet.
Politik versucht sich daher in der Koordinierung von Maßnahmen, bloß nichts Redundantes auf den Weg bringen. Parallel laufende Forschungen und Entwicklungen, in Wissenschafts- und Wirtschafts- und Religionssystemen, gelten seit Alters her als suspekt. Verschwendung von Ressourcen im Innovationssystem, laßt uns die Wissenschaft in Exzellenzzentren und Netzwerken koordinieren (danke McKinsey), die Imame sagen ihren Gläubigen: wer Anderes glaubt, als das was der Koran und die mündlichen Überlieferungen des Propheten PUBH sagen (so wie wir ihn konstruieren), muß mit dem Schlimmsten rechnen, den Tod eingeschlossen.
Der Ökonom kultiviert die optimale Allokation, das Gleichgewicht als irdisches Nirwana: ein redundanzloses System. Und ohne Redundanz ist es ein totes System, entwicklungs- und evolutionslos. Betriebswirte und Investmentbanker fördern den Redundanzabbau, wenn sie Aufkäufe und Fusionen als Weg zum Heil der Shareholdervaluemaximierung durchsetzen. Der Sachverständigenrat führt es uns jährlich vor. Biologen beschäftigen sich intensiv mit dem Tod von organischen Systemen. Gehen wir auf den Kern der Sache, sagen sie: nimmt die Redundanz ab, baut der Organismus ab. Im Tod ist der Körper, seiner Redundanz verlustig, wie die Wirtschaft im Gleichgewicht, ohne Leben.[2] Wer Leben will, in jedem System, muß Redundanz zulassen, erhalten, steigern. Redundanzreiche Systeme verschwenden, müssen vom Optimum Abschied nehmen, sogar ihre Homöostase (nach griechisch homoios für ähnlich, gleichartig und stasis für Zustand) überwinden, Homöodynamik kultivieren. Für Ökonomen wie Adam Smith und F.A. Hayek oder Philosophen wie David Hume war das selbstverständlich. Der moderne Ethiker läßt solange den Diskurs pflegen, bis die Redundanz verflüchtigt ist. Die Freiheit auch. Josef S. wußte Bescheid: „Menschen weg, Probleme weg.“ Hayek setzt auf dezentrale Koordination, ein Entdeckungsverfahren: Jeder ist frei zu entdecken, sich anzupassen, zu innovieren, wie er will und kann. Schumpeter bringt die Redundanzlogik auf den Punkt: Ein System - jedes System, nicht nur jedes Wirtschaftssystem, sondern auch jedes andere -, daß zu jedem gegebenen Zeitpunkt seine Möglichkeiten möglichst vorteilhaft ausnützt, kann dennoch auf lange Sicht hinaus einem System unterlegen sein, das dies zu keinem gegebenen Zeitpunkt tut, weil diese seine Unterlassung eine Bedingung für das Niveau oder das Tempo der langfristigen Leistung sein kann. (Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus, Demokratie, 1950, S. 138.) Entwicklung und Gleichgewicht, beides in unserm Sinne genommen, sind also Gegensätze, die einander aus­schließen (Die Theorie wirtschaftlichere Entwicklung, 1911/2006, S. 489). Nahezu alle Unternehmen gehen den Weg biologischer Systeme: vom Leben (durch Innovation) zum Tod (durch schöpferische Zerstörung). „ .. der natürliche Grund [daoistisch: ziran, von selbst so] ist … eben ihre Unfähigkeit, das Tempo der Innovation aufrechtzuerhalten, das sie zur Zeit ihrer Jugendkraft nicht zuletzt durch ihre eigene Mitwirkung gesetzt haben“ (Schumpeter, Konjunkturzyklen, Göttingen, 2008, S. 103). Die Schumpeterzitate machen die Funktion von Redundanz im Leben von Systemen deutlich, sei es gesundheitlich, [3] sei es emotional, sei es kommunikativ. Diese Überforderung des Hörers … kann vermieden werden, wenn Sie zwischendurch immer wieder Redundanz sprechen, also Nachrichten, die der Hörer schon kennt, und die deshalb nicht im Ultrakurzzeitgedächnis abgeprüft werden müssen. Zur Redundanz gehört auch das Wiederholen von bereits Gesagtem mit anderen Worten. Wichtige Nachrichten kann man zwei- bis dreimal wiederholen.[4] Redundanz in der Kommunikation, in der Entwicklung bei Schumpeter, in der Theorie des biologischen Alterns von Organismen, in der Systemtheorie von Niklas Luhmann, schafft Potentialität. Etwas ist überflüssig (zu einem bestimmten Zeitpunkt), gleichzeitig aber auch nicht überflüssig, beim Menschen und seinen Systemen, potentielle Quelle neuer Vielfalt. Das Gehirn des altersverwirrten Menschen und Unternehmens verliert an Redundanz und mit ihr an Möglichkeiten, neue Vielfalt hervorzubringen. Es geht den Weg der Regression oder Involution.
Soviel zur Einleitung. Nunmehr zum Anlaß unseres Blogs, einem Interview von Jordan Mejias mit Nassim Nicholas Taleb[5]. Taleb ist der Erfinder des Schwarzen Schwans – ein Symbol für das Auftreten singulärer Ereignisse großer Tragweite, nicht vorhersehbar, nicht kalkulierbar. Er wendet es auf Investitions- und Anlageentscheidungen an und zeigt, warum Investmentprofessionals so oft daneben liegen (müssen). Die Finanzkrise und der sich noch vollziehende Untergang des „neoliberalen“ Finanzkapitalismus sind nach Taleb Folgen des Wirkens Schwarzer Schwäne.

Taleb in Aktion Auf Youtube

Warum stürzt die Wirtschaft, weltweit, gerade jetzt ab?

Jetzt ist die Wirtschaft abgestürzt. Warum erst jetzt?
Weil auch die Zufälligkeit eine gewisse Struktur hat. Vergleichen Sie nur die Natur und die Finanzwelt. Die Natur ist unbeständig, aber verhält sich insofern artig, als sie ihre Eigenschaft recht schnell offenbart. In der Finanzwelt, also in einer konstruierten Welt, kann hingegen lange Zeit alles ganz gut gehen, bis plötzlich die Riesenüberraschung da ist. Ökonomen bezeichnen dies als exogenen Vorfall und behaupten, es sei unmöglich, ihn zu untersuchen.

Woher kommen denn nun die Probleme kapitalistischer Systeme?
Der größte Fehler des Kapitalismus besteht darin, dass er die Leute zwingt, sich nach den Analysten (und den sie beratenden, betreuenden, belehrenden Paradigmatikern) zu richten. Wenn eine Bank sich geweigert hätte, mit Subprimes, mit minderwertigen Darlehen, zu handeln, hätte sie zumachen können. Analysten hätten sie heruntergestuft, weil sie weniger Profit als die Konkurrenz machte. Die Börse ermuntert die Leute, Risiken einzugehen, die von den Analysten nicht entdeckt werden. Ich habe immer gesagt, das Bankensystem stecke voller verdeckter Risiken, und immer wurde mir gesagt, ich liege falsch. Ben Bernanke, der Notenbankchef, bezeichnete das System als stabil. Jemand hat mir damals (2002, Anmerkung von uns) geheime Bilanzen vorgelegt […]. So enorm waren die Risiken, die in dieser Zeit eingegangen wurden. Auf meine Frage, wie da Katastrophen zu vermeiden wären, bekam ich die Antwort, solche Katastrophen habe es in der Vergangenheit nie gegeben. Wie kommt nun Redundanz in das kapitalistische Spiel? Der Kapitalismus ist auf Risiken aus. Er vermeidet Redundanzen, weil er sie als ineffizient erachtet. Was will ich damit sagen? Neunzig Prozent meines Geldes sind Bargeld. Kommt es zu einer Krise, kann mir das egal sein. Die Leute aber sagen mir: Es ist nicht effizient, so viel Bargeld zu haben. […] Der Kapitalismus zwingt uns zum Überoptimieren, die Biologie aber nicht. Nehmen Sie die Fortpflanzung. Menschen haben ihr Leben lang Geschlechtsverkehr und produzieren im Durchschnitt nur 2,2 Nachfahren. Das ist ineffizient, nicht wahr? Biologie und langlebige Systeme sind überaus redundant. Wenn der Kapitalismus überleben will, muss er folglich redundant sein. Was er nicht ist. „Was er nicht ist.“ Nicht immer. Nicht jeder Typ von Kapitalismus. Routine- und Arbitragekapitalismus beißen irgendwann ins Gras – wenn sie tieferen Formen (Innovation und Evolution) ausgesetzt sind – allerdings nicht ohne, in wildem Umsichschlagen, letzteren noch tiefe Wunden, nur keine tödlichen, beizufügen. Vielleicht rollen uns die Chinesen auf, wie die Westwelt, auf Terrorbekämpfung fixiert, mit Erschrecken, rechtzeitig zu Neujahr, zur Kenntnis nehmen muß[6] - wenn es ihnen gelingt, redundant zu bleiben. Abertausende von Mikrorebellionen, sprich: Redundanzstabilisierer, gehören zur Natur des chinesischen „Regimes“. Das Denken von Taleb ist nahe an der Schumpeterlogik. Und es korrespondiert mit dem Denken von Forschern, die sich mit der Langlebigkeit von Menschen, sogar ihrer potentiellen Unsterblichkeit beschäftigen (Aubrey de Grey, Robert Freitas, Ray Kurzweil, http://www.fight/aging). Was nur funktioniert, wenn sie ihre Redundanz erhalten. Ein permanent redundantes System stirbt nicht. Ein permanent redundantes Unternehmen auch nicht, außer der Staat reguliert und besteuert es zu Tode. Was aber nur heißt: dem Unternehmen seine Redundanz zu rauben. Was einigen Weisheitslehren aus dem Osten, denen wir „strictissime“, als Anarchieverachter, nicht zustimmen können, zu dem Schluß führt: Wenn jemand dich deiner Redundanz berauben will, darfst du rebellieren, Verfassung hin oder her. Was auch zeigt, daß diskursethische Deliberationen dieser Frage nicht weiterhelfen. Bis der Diskurs gelaufen ist, ist die Redundanz weg. Oder ein nicht-redundantes Diskursdiktat zwingt uns Redundanzarmut auf.

Wir leben doch in einer Wissensgesellschaft, wieso sind wir dann nicht in der Lage, mit unserem vielen Wissen die Probleme die wir haben, auch mit den Schwarzen Schwänen, Lissabon-strategisch oder sicherheitstechnologisch rational umzugehen? Wir alle haben keine Ahnung, wie mit Wissen umzugehen ist, und wir überschätzen uns dabei. Ich bin dennoch nicht fortschrittsfeindlich. Aber ich versuche, gegenüber Irrtümern, die aus Wissen entstehen, so robust zu sein wie nur irgend möglich. Das ist meine Richtlinie. Oder wie F.A. Hayek sagt: Es spricht vieles dafür, daß diejenigen, die einfach nach Glück [Gewinn, Macht] strebten, von jenen überwältigt sein müssen, die nur ihr Leben erhalten wollten. … Evolution kann nicht gerecht sein.[7]

[1]
„Redundanz“ (latein. redundare „im Überfluss vorhanden sein“) bezeichnet allgemein das mehrfache Vorhandensein funktions-, inhalts- oder wesensgleicher Objekte“ (Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Redundanz).
[2]
Mehr dazu in Haga & Röpke, 2007. „Redundanz, Altern, Innovation“.
[3]
Haga & Röpke, Redundanz, Altern, Innovation.
[4]
Harald Scheerer, Wie Sie durch Ihr Sprechen gewinnen, München: Langen-Müller/Herbig, S. 51
[5]
Banker weg, wir brauchen eine Revolution!, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.11.08, S. 33, auch unter: FAZ.
[6]
Brigitte Perucca, Recherche: la Chine en passe de combler son retard, Le Monde, 1. Januar 2009, S. 4.
[7]
F.A. von Hayek, Die verhängnissvolle Anmaßung, Tübingen 1996: Mohr-Siebeck, S. 72; 79.

Mittwoch, 7. Januar 2009

Eine schöne Bescherung

Zur Involutionsdynamik von Aufkäufen und Fusionen

Jochen Röpke 31. 12. 2008

Just zu dem Zeitpunkt, als die „Finanz/ Realwirtschaft-Krise“ deutlich sichtbar ihr Potential zu entfalten beginnt, versucht die „mittelständische“ Schaefflergruppe die etablierte Continental AG zu übernehmen. Sie verpflichtete sich, für eine Continentalaktie 75 Euro zu zahlen (Marktpreis am 22. Dezember 2008: 32 Euro). Continental stand beim Angebot von Schaeffler bereits auf wackligen Beinen, weil der (damalige noch) Dax-Wert sich von der Siemens AG dazu überreden ließ, deren VDO-Sparte, tätig als Elektro-Zulieferer für die Automobilindustrie, zu kaufen, die Siemens vor einigen Jahren sich selbst angeeignet hatte. Conti finanziert VDO durch neue Schulden. Schaeffler mußte, um den Deal zu stemmen, 16 Mrd. Euro an Krediten aufnehmen. Wer bislang einzig verdient hat: die Dealmaker (Investmentsbanken, Berater). Wer von den beiden verliert, wird sich zeigen, höchstwahrscheinlich zahlen beide, plus die Steuerzahler, massiv drauf. Wer auch verliert, so unsere Vermutung, ist die deutsche Volkswirtschaft, der „Standort“. In der Diskussion spielt er keine Rolle. Wie zu erwarten, winkt die Wettbewerbsbehörde, der Europäischen Union, den Deal durch.
Bei unserer Evaluierung lassen wir uns an dieser Stelle nicht auf die betriebswirtschaftliche Logik des Aufkaufs ein. Hier herrschen die Argumente, die wir alle kennen, und die offensichtlich nicht durchschlagend genug sind, um Fehlinvestitionen großen Ausmaßes zu verhindern. Die Ansätze zum strategischen Managements liefern außer Leerformeln wenig was helfen könnte[1], und das Investmentbanking, kognitiv ohnehin ausgedünnt, verfolgt seine eigenen Interessen. Das Management ist auf seine persönliche Kompetenzstruktur zurückgeworfen, um unternehmensstrategisch zu agieren und wie so oft, um nicht zu sagen, in der Regel, Finanzkapital zu verbrennen manchmal auch den eigenen Untergang einzuleiten.

Die Literatur zeigt zur Genüge, daß M&A selten Nettovorteile erzeugen. Das Dealmaking dennoch für das Topmanagement eine so hohe Anziehungskraft besitzt, hat wenig mit der innovativen Erschließung zukünftiger Wertschöpfungspotentiale zu tun. Dann wären Firmen wie die Allianz und Daimler und Siemens längst im Himmel der unsterblichen Seelen des Kapitalismus. Im Kern: Aufkauf & Fusion reflektieren (auch, nicht immer) Innovationsschwäche und diese ein Ausdünnen unternehmerischer Energie. Sie erzeugen aber auch, was sie reflektieren: Innovationsarmut, im Unternehmen, in der Volkswirtschaft. Beide wirken sich wechselseitig verstärkend.
Man könnte nun sagen, es ist doch Sache der Firmen, zu machen was sie wollen – wenn sie durch ihr Tun den Wettbewerb nicht beschränken. Das sagt auch ein (liberales) Wettbewerbskonzept. „Ob ein Handeln gut oder schlecht ist, hängt nicht von den damit verfolgten Zwecken ab, sondern von den dabei beachteten Regeln“. [2]
Was heißt aber hier Wettbewerb? Worin könnte eine Beschränkung des Wettbewerbs, insbesondere des innovativen und evolutiven liegen? So wie die EU ihn definiert, läuft fast alles. Ohne Unterscheidungen zwischen wettbewerblichen Funktionen (Routine/Allokationseffizienz; Arbitrage/Ausnutzen von Bewertungsunterschieden; Innovation/Neukombination von Ressourcen; Evolution/Fähigkeitsaufbau) darben Beobachter, Akteure und Mandarine im theoretischen Sumpf. Aufkäufe und Fusionen sind primär Arbitragestransaktionen. Wie wirken sie auf den Wettbewerb? Welche Folgen haben sie für bestehende und neue Unternehmen? Insbesondere, und langfristig die entscheidende Perspektive: Wie wirken sie auf Innovation und Kompetenzentfaltung? Wenn wir M&A frei laufen lassen, was sind deren wettbewerbliche Folgen für die tieferen Funktionen, ohne welche die Marktwirtschaft, auch die soziale, vor die Hunde geht, in die Stationarität abgleitet?
Der potentielle Innovations- und Evolutionswettbewerb ist durch solche Transaktionen eingeschränkt. Wenn Schaeffler den Markt, in dem Conti zu Hause ist, für so attraktiv hält, warum erschließt die Gruppe ihn nicht durch internes Wachstum – und macht damit Conti zukünftige Konkurrenz? An Geld konnte es nicht fehlen, wenn man 16 Milliarden für die Übernahme mobilisieren kann. Die Antwort liegt auf der Hand. Vordergründig: Es rechnet sich, scheinbar. Das dachte auch Herr Merkle als er, als Arbitrageur sich verwirklichend, den Niedergang seines Imperiums betreibt. Das denkt auch – immer noch: Wallstreet und The City – Hauptstädte des angelsächsischem Finanzkapitalismus. „…der natürliche Grund ist .. eben ihre Unfähigkeit, das Tempo der Innovation aufrechtzuerhalten, das sie zur Zeit ihrer Jugendkraft nicht zuletzt durch ihre eigene Mitwirkung gesetzt haben“ (Schumpeter, Konjunkturzyklen, 2008, S. 103). Die gleiche Frage stellt sich für Contis Kauf von VDO. Man vergleicht: was bringt uns die hochunsichere Eigenentwicklung von Innovationspotentialen im Vergleich mit relativ gut kalkulierbarem M&A? Die eigene (auch zukünftige) Innovationsleistung und die eigenen (auch zukünftigen) Innovationsfähigkeiten werden auf die Gegenwart abdiskontiert. „Auf Schaefflers Seite heißt es, alles sei gut durchkalkuliert“. [3] Der Verlierer steht fest. Für die Berechnung echter Unsicherheit existiert keine mathematische Formel. Etablierte Managementkulturen verdrängen Radikalität zugunsten des großen Deals. Descartes mutiert: I shop, ergo I am. Die Medien jubeln. Und wenn dann später zwei Kulturen zu integrieren wären (Conti und Schaeffler), liegt Innovation und Fähigkeitsaufbau für Jahre auf Eis. Streß schlägt Innovation. Gravierend für die volkswirtschaftliche Dynamik ist die Beschränkung des Innovationswettbewerbs. Das gilt für beide Firmen. Hätte Schaeffler durch internes Wachstum Conti Konkurrenz gemacht, hätte Letzterer dem Angreifer nur durch Innovationen Paroli bieten können. Und Innovation im globalisierten Kapitalismus bedeutet immer: Stärkung und Aufbau von eigenen Fähigkeiten.
Continental hatte vor – in Zusammenarbeit mit Daimler Benz und Evonik – in neue Batterietechnologien zu investieren, welche Elektroautos brauchen. „Geldmangel bremst Conti aus. Ausgerechnet Investitionen in Schlüsseltechnologien kann sich der bedrängte Zulieferer derzeit kaum leisten.“[4] „Ausgerechnet Investitionen“ ! Natürlich nicht. Gerade „Investitionen in Schlüsseltechnologien“, vollständig der Logik des kapitalistischen Wettbewerbs folgend, leiden. Wer investiert, überladen mit Schulden, in hochungewisse Innovationen? Der Staat müßte hier schon Beistand leisten, was er sicherlich auch tun wird, angesichts der hohen Anerkennung der immer noch als Zukunft gehandelten Automobilbranche durch die classe politique.
Was daraus folgt: Der deutsche Standort wird in der Innovationskonkurrenz zurückgeworfen. Irgendwann wird der Steuerzahler zuschießen. Japan ist in der Batterietechnologie, unverzichtbar für neue Generationen von Antrieben, führend, China holt schnell auf und sichert sich zunehmend die erforderlichen Rohstoffe (seltene Erden/Metalle). Die deutsche Automobilindustrie hat ohnehin einen Spätstart in dieser Schlüsseltechnologie, ohne welche Automobile der Zukunft nicht auskommen. Arbitragefreiheit erodiert Innovation und Wertschöpfungspotential. Die sogenannte „Krise“, von wem und von was auch immer bewirk, belegt diese Vermutung. Interessenvertreter wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag sehen es anders. Forschung und Entwicklung werden es richten.[5] Wir kennen das von Detroit. Und schon greift die „Angst vor einem deutschen Detroit“[6] um sich. F & E kann Niedergang und Stagnation einer Industrie nicht aufhalten. Fachkräfte auch nicht.
All dies ist Standard der Wettbewerbstheorie. Auch Lösungen der obigen Problemlage kennen wir. Im Kern geht es darum, daß Management vor eigenen und extern eingeredeten Fehlentscheidungen zu schützen. Aufkäufe und Fusionen beschränken nahezu durchgängig Wettbewerb und Innovation. Die einfachste und härteste Regel: Fusionsverbot (Ausnahme bei ansonsten untergehenden Firmen). Auch Entflechtung kann helfen. In früheren Blogs haben wir weitere Maßnahmen vorgeschlagen, etwa Begrenzung oder Verbot von Abschreibungsverlusten aus Finanztransaktionen, damit eine stärkere wenn nicht vollständige Internalisierung (Zurechnung) von Verlusten im Gegensatz zur gegenwärtigen Praxis, welche Verluste aus M & A sozialisiert. In der Kreditkrise wird Banken alles Mögliche vorgeworfen und verboten. Jenseits der Finanzmärkte herrscht eine vergleichbare Praxis, die selten in Frage gestellt ist. Schieflagen auf den Finanzmärkten wirken zwangsläufig auf die „Realwirtschaft“ und treffen jene am härtesteten, die sich auf die Abenteuer von spekulativer Arbitrage einlassen. Die komplexitätsarmen Rationalmodelle von Managementwissenschaft und Investmentbanking sind überfordert. Für Konjunkturtheoretiker jenseits von Keynes sind es notwendige Ursachen, warum kapitalistische Systeme von Rezession Schumpeter im „sekundäre“ und prinzipiell vermeidbare Depressionen laufen (Schumpeter, Konjunkturzyklen; dazu Siemon 2008).
Wenn wir es mit Systemen hoher Komplexität und Unsicherheit zu tun haben, wie wir sie im modernen Kapitalismus vorfinden, sagen uns die schottischen Aufklärer Ferguson, Smith, Hume (im eigenen Land als „Ideologen“ und „Moralisten“ und „säkular Religiöse“ abgetan[7]) und ihre zeitgenössischen Vertreter (F.A. Hayek), auch die moderne Systemtheorie (Luhmann): arbeite mit allgemeinen Regeln, denn sie reduzieren Komplexität und Unsicherheit. Eine solche Regel wäre: laßt uns M&A verbieten, durch Regeln zähmen, laßt uns Management einschließlich Investmentbanking vor ihren eigenen, unvermeidbaren Fehlern (Komplexität, Unsicherheit) und unbewußten, oft instinktnahen (auch in unserem Fall beobachtbaren) Inkompetenzen schützen. Auch der Steuerzahler wird es uns danken, der für fiskalstaatliche Geschenke an die Managerklasse und Imperiumsarchitekten aufkommen muß.
Auf ein Problem mit dieser Sichtweise, aus der Sicht einer evolutionären, nicht der paradigmatischen vorherrschenden Wettbewerbstheorie, gehen wir in einem nachfolgenden Blog noch ein. Bedeutet nicht das Vorgeschlagene, die Vielfalt marktwirtschaftlicher Ordnung zu beschränken, Besserwissen an die Stelle einer Ordnung des Unbekannten zu setzen und damit zu verhindern, daß wir das „System“ veranlassen, sich selbst zu ordnen? Schließlich erklären wir einem Typus von Arbitrage den innovations- und evolutionspolitischen Widerstand. Die neoklassische und finanzkapitalistische Kritik müssen wir theoretisch nicht so ernst nehmen. Paradigmen werden geboren um zu sterben.
Was wir für den Augenblick vorschlagen: (1) Regelsetzung ist ein notwendiger Bestandteil von Innovations- und Entwicklungspolitik. (2) Regeln sind ein Produkt der Evolution. Im Übrigen zeigte uns das Vereinigte Königreich UK den WEG. Eine Arbitrageökonomie. Eunuchisiert. Financial services (Investmentbanking) als Schlüsselbranche. Keynes sagt uns, was zu tun ist. Die „Premier league“, von russischen Arbitrage-Oligarchen alimentiert, spielt auch an Weihnachten. „Alternative säkulare Religionen“ (Martin Wolf) überlassen wir den Gläubigen der „moral sentiments“ (Adam Smith). Das ein Wolf und ein Brown-Bär ihre Fassung verlieren, läßt sich verstehen, auch ihre Reinkarnation von Keynes, aus Gründen, die er nicht vorsah. Die Briten machen jetzt Schulden im Umfang von sieben Prozent ihres BSP. Martin Wolf hatte möglicherweise noch Hayek in seinem unbewußt operierenden Langzeitgedächtnis: „Nur ein praktizierender Immoralist [J.M. Keynes] konnte allen Ernstes politische Maßnahmen mit der Begründung befürworten: ‚Auf lange Sicht sind wir alle tot’“. [8] Hätten Continental und Schaeffler sich nicht auf die grandiosen Aufkäufe eingelassen, wie gut (wie weniger schlecht) stünden sie heute da? Für Jahre hinaus werden beide leiden: mit ihnen Mitarbeiter, Standorte, Wettbewerb, Innovationsdynamik – wenn die Aktionäre leiden, sind sie selbst schuld. Die Banken genauso. Nur die Vertreter des Gewaltmonopols des Fiskalstaates sind gut raus. Entweder sie lassen zahlen (uns) oder sie lassen retten (bringt Stimmen).

Theoretische Grundlagen

Röpke, Die Strategie der Innovation, Tübingen: Mohr-Siebeck, 1977. Röpke, Externes Unternehmenswachstum im Evolutionsprozeß, in: Ordo, Band 41, 1990, S. 167-189. Joseph A. Schumpeter, Konjunkturzyklen, Neudruck: Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008. Cord Siemon, Schumpeters Konjunkturzyklen: Eine Einführung, in: Schumpeter, Konjunkturzyklen, Göttingen 2008, Vandenhoeck & Ruprecht.
[1] Ein hartes Urteil, das wir den Leser bitten, ohne viele Belege, die leicht aufzutreiben sind, zu akzeptieren. Siehe, zu einem jüngeren Beitrag, was die „managerial implications for incumbents (etablierte Unternehmen)“ angeht, Luca Berchicci & Christopher L. Tucci,: Entrepreneurship, technology and Schumpeterian innovation: entrants and incumbents, in: Mark Casson u.a.: The Oxford Handbook of Entrepreneurship, Oxford University Press, 2008, Kapitel 13.
[2]
F.A. von Hayek, Die verhängnisvolle Anmaßung, Tübingen 1996: Mohr-Siebeck, S. 87.
[3]
Kristina Spiller, Dossier: Wo Frau Schaeffler steht, Financial Times Deutschland, 22. Dezember 2008.
[4]
Handelsblatt 22. Dezember 2008, S. 14.
[5]
„Mehr Geld für die Forschung“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Dezember 2008, S. 11.
[6]
Rüdiger Soldt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Dezember 2008, S. 14.
[7]
Martin Wolf, Keynes offers us the best way to think about the financial crisis, The Financial Times, 23. Dezember.
[8]
F.A. von Hayek, Die verhängnisvolle Anmaßung, Tübingen 1996: Mohr-Siebeck, S. 90.

Phelps, Finanzkrise und die Frage: „Wer finanziert den 6. Kondratieff“?


von Cord Siemon (1. Version:28.11.2008; update: 03.01.2009)

In der Spiegel-Ausgabe Nr. 46 vom 10.11.2008 kommen fünf Wirtschafts-Nobelpreisträger in dem sehr lesenswerten Beitrag „Neues Denken nötig“ (S. 64-69) zu Wort, die angesichts der schwelenden Finanzkrise und Rezessions-/Depressionsängste Antworten auf die Frage nach einer künftigen Weltfinanzordnung geben. Neben Robert E. Lucas, Reinhard Selten, Joseph E. Stiglitz und Paul A. Samuelson gibt Edmund S. Phelps ein interessantes, lesenswertes Statement, welches wir im Folgenden (auszugsweise) kurz vorstellen und kommentieren möchten.[1] Ein grundlegendes Problem, dem sich die Regulierungsdiskussion stellen muss, ist die Frage, welche Funktion die Bankenindustrie für die Gesellschaft übernehmen soll. In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben die Banken zunehmend versucht, mit Eigenheim- oder gewerblichen Hypotheken Geld zu verdienen. Da sich dies als schwierig erwiesen hat, müssen die Banken in Zukunft entweder ihr Kreditvolumen insgesamt reduzieren oder einen Teil der Kredite an die Unternehmen umlenken. Leider scheinen die meisten Banken die Expertise für Firmenkredite oder Investitionen verloren zu haben – für die sie in den sagenhaften Jahren der Investmentbanken wie etwa der Deutschen Bank und J.P. Morgan bekannt waren. Könnte es den US-Großbanken gelingen, diese Expertise zurückzugewinnen? Es scheint wahrscheinlich, dass streng regulierte Banken keine ideale Quelle für die Finanzierung von Geschäftsinvestitionen sind, vor allem von innovativen Geschäftsideen. Eine natürliche Quelle für junge Start-up-Unternehmen sind wohlhabende „Erbonkel“, sogenannte Business Angel, die mehr von jungen Unternehmern verstehen als es ein Banker je könnte. Ein anderer natürlicher Geldgeber sind Risikokapital-Finanziers, die selbst einen Hintergrund als Unternehmer haben und junge Firmen beraten und finanziell unterstützen können. Auch manche Hedgefonds sind kreativ, wenn es darum geht, innovative Projekte zu finanzieren. Es ist eindeutig nicht im Interesse einer Gesellschaft, wohlhabende Anleger, Risikokapitalgeber und Hedgefonds zu regulieren, die in kleine oder neue Firmen in-vestieren oder ihnen Geld leihen. Wenn eine Gesellschaft diesen Fehler begeht, wird ihre Innovationskraft leiden, werden der Lohn der Arbeit und das Angebot von Jobs leiden. Phelps ist bekannt als Makroökonom, der nach seiner Nobelpreis-Ehrung 2006 offenbarte, dass er sich verstärkt schumpeterschen Themen zuwenden werde, da er die Vertiefung der mikro- und makroökonomischen Zusammenhänge von Innovation, Gründung, Finanzierung etc. für den Themenkomplex Entwicklung/Wachstum für ein besonders bedeutsames Forschungsfeld hält. In seinem Interview zeigt sich m.E. eine wohltuende Weitsicht, mit der er die aktuell schwelende Diskussion zur Regulierung der Finanzmärkte beurteilt. Ordnungsökonomische Eingriffe mögen hier heilende Wirkung haben, gleichzeitig dürfen die langfristigen Folgewirkungen für die wirtschaftliche Dynamik nicht außer Acht gelassen werden, insbesondere wenn man den konjunkturtheoretischen Ideen von Schumpeter (und seinen Anhängern) nahe steht. Da ist zum einen die zerstörende, weil Krisen auslösende Staatstätigkeit, welche bspw. die Folgewirkungen einer wohlgemeinten Geldpolitik nicht berücksichtigt und damit einen „irrationalen Überschwang“ (Robert Shiller) eingeleitet hat.[2] Da ist zum anderen die subtilere Zerstörungswirkung, die damit einhergehen kann, dass durch die Regulierung die langfristigen Voraussetzungen für Innovationshandeln und damit für Entwicklung/Wachstum blockiert werden. Hier setzt auch Phelps an: Wirtschaftliche Dynamik entsteht aus dem Zusammenspiel realwirtschaftlicher Innovatoren und finanzwirtschaftlicher Unternehmerleistungen, welche die Potenziale einer Neukombination erkennen und finanzieren dürfen, können und wollen.[3] In der aktuellen Diskussion um die Regulierung der Finanzmärkte rückt dieser, angesichts der nahenden sechsten großen, möglichweise 50-60 Jahre andauernden Innovationswelle (6. Kondratieff[4]) sehr bedeutsame Aspekt m.E. zu sehr in den Hintergrund. Zu stark steht das keynesianische Krisenmanagement im Vordergrund, um die makroökonomischen Voraussetzungen für ein erfolgreiches Aufschwungsmanagement zu schaffen. Neben der Bereitstellung gewaltiger Summen und Bürgschaftszusagen zur Wiederherstellung der Vertrauensbasis zum und im Bankensystem sowie zur Stabilisierung der Eigenkapitalbasis der Kreditinstitute – eine Wissenschaft für sich! – wurde auch der aus der Weltwirtschaftskrise resultierenden (scheinbaren) Erkenntnis Rechnung getragen, dass eine expansive Geldpolitik notwendig ist, um die Geldversorgung einer Volkswirtschaft zu gewährleisten.[5]
Eine bewusste Politik des billigen Geldes birgt jedoch die Gefahr weiterer unerwünschter Nebenwirkungen einer wohlgemeinten Wirtschaftspolitik. Was zudem damals gegen die Depression geholfen hätte, muss heute nicht die Lösung sein. In diesem Zusammenhang kann darauf verwiesen werden, dass gerade Ökonomen der Österreichischen Schule wie Hayek, von Mises oder Rothbardt immer wieder die grundsätzlichen Probleme einer staatlichen Geldpolitik herausgestellt haben, welche schließlich auch die Finanzkrise durch die Politik des billigen Geldes für Häuslebauer mit verursacht hat. Eine „Entnationalisierung des Geldes“ (Hayek) zur Begrenzung – auch wohlgemeinter – politischer Einflussnahme und damit auch der Eigeninteressen der Politiker scheint heute im Zuge von Pfadabhängigkeiten und trügerischer Funktionsfähigkeit des Systems kaum mehr vorstellbar. Darüber hinaus war es Keynes, der gezeigt hat, dass eine expansive Geldpolitik in der Depression/Rezession an ihre Grenzen stoßen kann (Liquiditätsfalle); jener sprach sich zur Rezessionsbekämpfung für eine extensive Fiskalpolitik aus, da zusätzlich verfügbare Gelder bei den Wirtschaftssubjekten nicht nachfragewirksam werden. Im Zuge der keynesianischen Revolution schienen Konjunkturzyklen durch eine auf diese Weise praktizierte Wirtschaftspolitik beherrschbar. Die aktuellen Konjunkturprogramme zielen in diese Richtung – über die ordnungsökonomische Sinnhaftigkeit einzelner Programminhalte (Rettungsring für die Träger des 4. Kondratieffs etc.) mag man streiten. So richtig und wichtig diese Argumente sind, so bedeutsam scheint mir das von Phelps genannte (und in der öffentlichen Diskussion weitgehend ausgeklammerte) Argument zu sein, dass Finanzmarktregulierungen (und Geldpolitik) nicht nur quantitativen, makroökonomischen Aspekten Rechnung tragen, sondern vor allem auch eine qualitative, mikroökonomische Dimension berücksichtigen müssen. Dies war auch Schumpeters Kernkritik an Keynes’ makroökonomischer Lösung des Depressionsphänomens. Die qualitative Komponente der Investition und die damit verbundene Mikrodimension des dazu erforderlichen Finanzunternehmertums unterscheidet Schumpeters Konjunkturtheorie maßgeblich von Keynes’ General Theory, dessen Makroansatz griffige wirtschaftspolitische Handlungsanweisungen gibt, ohne das qualitative Element des mikroökonomischen Zusammenspiels von real- und finanzwirtschaftlicher Sphäre dabei herauszustellen. Nur vor diesem Hintergrund wird die endogene Bedeutung des Geldes bei Schumpeter deutlich.


[1] „Neues Denken nötig“, in: Spiegel, Nr. 46/2008 vom 10.11.2008, S. 64f.
[2]
Siehe Röpke, J: Die Finanzkrise – ein neoliberales Desaster?, Mafex-Blog vom 13.10.2008, www.mafex.de.
[3]
Siehe Siemon, C.: Unternehmertum in der Finanzwirtschaft, Marburg/Norderstedt, 2006.
[4]
Schumpeter bezeichnete diese langfristigen Konjunkturwellen nach ihrem Entdecker als „Kondratieff“. Zum Zusammenhang der durch Innovation und Innovationsfinanzierung angestoßenen Konjunkturwellen und wirtschaftlicher Entwicklung siehe das von Vandenhoeck und Ruprecht kürzlich neu herausgegebene Werk „Konjunkturzyklen“ von Joseph A. Schumpeter.
[5]
Dies ist seit jeher eines der wichtigsten Anliegen von Ben Bernanke: Das Verständnis der Weltwirtschaftskrise und die daraus resultierenden Schlussfolgerungen seien der „Heilige Grad der Makroökonomik“. Die US-Notenbank Federal Reserve hat denn auch während der Krise erheblich mehr Bargeldreserven zur Verfügung gestellt. Während die Reserven am 10.09.08 sich noch auf 47 Milliarden und am 08.10.08. bereits auf 180 Milliarden US-Dollar beliefen, waren es am 22.10.08 bereits 329 Milliarden US-Dollar. Bernanke verfügt dabei über wesentlich größere Spielräume als die Notenbanken vor 80 Jahren, da die wichtigsten Währungen seinerzeit noch an den Foldstandard gekoppelt waren.